Kloster St. Lazarus

St. Lazarus in Seedorf ist das einzige ins Mittelalter zurückreichende Kloster des Landes Uri.

St. Lazarus in Seedorf ist das einzige ins Mittelalter zurückreichende Kloster des Landes Uri.

Von seiner Gründung um 1200 bis zu seinem Zerfall um 1520-1530 war es eine Niederlassung des ritterlichen Lazariterordens, seit 1559 bis heute ist es ein Frauenkloster des Benediktinerordens. Das genaue Gründungsdatum steht jedoch nicht fest, sicher bezeugt aber ist der Stifter, Ritter Arnold von Brienz, den das im Archiv aufbewahrte Jahrzeitbuch von etwa 1225-1235 unter dem 25. März verzeichnet. Sein ursprünglich in der Kirche aufgehängter Ritterschild mit der Wappenfigur eines Löwen ist heute eine der grössten Kostbarkeiten des Schweizerischen Landesmuseums in Zürich. Die im 17. Jh. niedergeschriebene Entstehungslegende ist poetisch ausgeschmückt. Sie erzählt, die Gründung sei in zwei Stufen erfolgt.

 

Ritter Arnold von Brienz habe mit seinen Gefährten auf der Rückkehr von einer Heiliglandfahrt 1097 an dieser Stelle im Wald ein Traumgesicht gehabt: Jungfrauen führten zu Ehren Mariä mit dem Kinde im schönen Garten einen Reigen auf, und die Gottesmutter bat den Ritter, diesen hier ein Haus zu Gottesdienst zu bauen. Das zugehörige Männerkloster sei erst 1184 entstanden. Der am Aussatz erkrankte König Balduin VII. von Jerusalem habe im Traum erfahren, dass er im Abendland, an einem Ort, wo sein Pferd in die Knie sinke, Heilung finden werde. Dies sei in Seedorf geschehen, wo er alsbald den Lazaritern ein Kloster errichtete. Die Lazariter, ursprünglich ein Spitalorden zur Pflege der Aussätzigen in Siechenhäusern, wurden bald auch ein Ritterorden zur Verteidigung des Heiligen Landes.

 

Ihre Niederlassungen waren meist Doppelklöster mit Rittern und Nonnen. Seedorf wurde schon im 14. Jh. ausschliesslich ein Frauenkonvent. Auf Schweizer Boden gab es nur deren zwei, Gfenn bei Dübendorf, Kanton Zürich, und Seedorf. Die Entstehung des Seedorfer Hauses fällt bezeichnenderweise in die Zeit der Eröffnung des Gotthardpasses. Eine historische Kostbarkeit ist das 1314 in deutscher Sprache geschriebene, im Seedorfer Klosterarchiv aufbewahrte Statutenbuch, die einzige erhaltene Ordensregel. Titelheiliger von Seedorf ist der Ordenheilige St. Lazarus, das heisst der von Christus vom Tode auferweckte Bruder von Maria und Martha, von welchem die Legende berichtet, er habe später als Bischof in Marseille gewirkt.

 

Nachdem 1518 fünf Frauen von der Pest weggerafft waren, starb das Lazariterkloster schliesslich gegen 1530 aus. Die Urner Regierung verwaltete den zerfallenden Baukomplex. Nach einem gescheiterten Versuch von 1542 wurde das Kloster 1559 mit Benediktinerinnen aus dem Konvent von Claro bei Bellinzona neu besiedelt. Ein obrigkeitlicher Klostervogt vertrat die rechtlich-wirtschaftlichen Interessen des Klosters, in geistlichen Dingen war es zuerst dem Konstanzer Bischof, dann den Stiften Einsiedeln und Muri, ab 1642 bis heute Einsiedeln vertraut.

 

Für 1254 ist eine Neuweihe der Kirche bezeugt. Um 1581 wurde am Kloster gebaut; die eidgenössischen Stände stifteten Scheiben. 1640 bekam es eine Ummauerung. Von 1682-1686 entstand unter der Leitung des baufreudigen Bürgler Pfarrers Joh. Jak. Scolar der Neubau des Klosters, 1695/96 der Bau der Kirche, die 1697 ausgemalt und 1700 geweiht wurde. Erweiterungen der Klostergebäude erfolgten 1721. Werkmeister von 1682-1686 waren ANTON und JOSEF BURTSCHER, wahrscheinlich Vorarlberger, der einheimische MELCHIOR GISLER und dann JOSEPH LOMAZ mit seinen "welschen Murern", also Tessiner oder Oberitaliener. Als künstlerischer Entwerfer und Berater kommt nur der Einsiedler Klosterarchitekt Bruder CASPAR MOOSBRUGGER in Frage. Das wird indirekt bezeugt, wenn es zur Grundsteinlegung der Kirche 1695 durch den Einsiedler Abt heisst: "...nach dessen Geist auch der ganze Bauriss ist". In Mossbruggers Plannachlass finden sich entsprechende Projekte, zudem sind mehrfach Reisen nach Seedorf belegt, und schliesslich spricht auch der Stil der Anlage von Kloster und Kirche ganz für ihn. Akten zur Stuckierung, Ausmalung und für die Altäre fehlen, nur der Name des Orgelbauers JOSEPH BOSSERT in Baar ist überliefert. Den Kirchenbau finanzierte eine Stiftung des Pfarrhelfers Kaspar Barmettler in Beckenried.

 

Die unglücklichen Eingriffe einer Kirchenrenovation von 1854 wurden anlässlich der unter Äbtissin Gertrudis Käslin 1966 von Architekt JOSEF STEINER mit Beratung der eidgenössischen Experten durchgeführten Restaurierung so weit wie möglich wieder rückgängig gemacht, wobei insbesondere die alte Ausmalung freigelegt wurde. Das Klostergebäude war seit 1953 in Etappen renoviert worden.

 

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